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Raus aus der Tonne

Laut WWF werden in Deutschland im Jahr rund 18 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen. Die Verschwendung belastet die Umwelt. Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser werden unnötig verbraucht. Gibt es Lösungen?

Vor allem frische Lebensmittel landen im Abfall. (Credit: Marlena Reichle)


„Früher war ich öfters mal abends unterwegs. Da habe ich bei einem Supermarkt drei große Container voll mit Bananen gesehen, eine schöner als die andere. Da musste ich weinen“. So entstand die Idee für die „Lebensmittelrettung“ in Ansbach erzählt Andrea Greul, die Initiatorin des Projekts. Sie lebt seit 14 Jahren in Ansbach und hat innerhalb von zwei Monaten die Lebensmittelrettung auf die Beine gestellt. Seit mehr als einem Jahr rettet sie jeden Mittwoch zusammen mit ehrenamtlichen Helfern vom Laden „Ansbach-Umgedacht“ Lebensmittel vor der Supermarkt-Mülltonne.


Die Verteil-Station der Lebensmittelrettung Ansbach. (Credit: Laura Grun)


Laut Umweltbundesamt wird in deutschen Haushalten jedes achte Lebensmittel weggeworfen. So landen in den Privathaushalten jährlich 6,7 Millionen Tonnen Essen im Abfall. Pro Person sind das zwei volle Einkaufswägen, also etwa 82 Kilogramm. Vor allem aber im Handel, der Industrie und der Landwirtschaft ist der Verlust enorm.

„Den einzelnen Filialen sind da oft die Hände gebunden, weil sie die Menge an gelieferten Lebensmitteln gar nicht bestimmen können. Das wird von ganz oben bestimmt“, sagt Andrea Greul. Jede Woche holt sie die übrig gebliebene Ware von den Supermärkten ab. Bei einem Supermarkt in der Innenstadt stünden gestapelte, unsortierte Klappkisten, vier Meter hoch und fünf bis sechs Meter breit, erzählt die 34-Jährige.

Milchprodukte mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum werden auch verschenkt. (Credit: Laura Grun)

Dabei ist viel Weggeworfenes noch genießbar. Oft bleiben Apfel, Tomate und Co. wegen Schönheitsfehlern im Supermarktregal liegen. Deswegen hält das Umweltbundesamt eine Lockerung der Vorgaben zu Aussehen und Form von Obst und Gemüse für sinnvoll. Denn genau diese Produkte werden am meisten weggeschmissen. In der „Lebensmittelrettung Ansbach“ werden aber noch viel mehr Reste verschenkt. Brot, Milchprodukte und haltbare Lebensmittel wie zum Beispiel Süßwaren liegen hier in den Regalen. Bei den Ansbachern kommt das Projekt gut an. „Gerade am Anfang kamen viele Leute, da haben sich sogar Schlangen gebildet“, sagt Andrea Greul.



Unverpackt-Ansbach als weitere Maßnahme zur Abfallvermeidung


Auch Sarah Robinson möchte dazu beitragen, weniger Lebensmittel zu verschwenden. Sie ist eine der ehrenamtlichen Helferinnen der Lebensmittelrettung und eröffnet außerdem im September dieses Jahres den ersten „Unverpackt-Laden“ in Ansbach. Dort soll es frische Saisonware und Bio-Produkte von Produzenten aus der Region geben. „Wir müssen wieder lernen, die Lebensmittel wertzuschätzen“, sagt die 38-Jährige. Der Ernährungsreport 2019 des Bundesministeriums für Ernährung hält fest, dass zu große Portionen beim Einkauf zu den häufigsten Wegwerf-Gründen gehören. Mit ihrem Laden „Ansbach-Unverpackt“ möchte Sarah Robinson ihren Kunden die Möglichkeit geben, bewusster einzukaufen. „Es gibt natürlich auch Tricks, damit sich die Ware besser verkauft. Zum Beispiel die Reste in kleinere Verpackungen umzufüllen oder Rabatte zu machen“, erklärt sie.

Frisches Obst und Gemüse landet am häufigsten im Abfall (Credit: Laura Grun)

Trotzdem lassen sich übrig gebliebene Lebensmittel nicht ganz vermeiden. Um so viel wie möglich zu verwerten, möchte Sarah Robinson deswegen auch ein Bistro im Laden eröffnen. Dort soll alles, was am Vortag nicht verkauft wurde, verwertet werden.


Eine ähnliche Idee hat auch Andrea Greul. „Manchmal bleibt eben doch was übrig, deswegen haben wir uns überlegt, die Reste dann einfach einzukochen und donnerstags eine Suppenküche aufzumachen.“







Das Retten während der Corona-Krise


„Wir können derzeit leider nur im privaten Kreis Lebensmittel retten“, sagt Greul. Wegen der Corona-Krise muss die Aktion im Moment zwangsweise Pause machen. Sarah Robinson hat die Hoffnung, dass sich durch Corona das Bewusstsein der Deutschen für regionale Produkte steigert. „Es wäre ein guter Ansatz, wenn jeder mal ausprobieren würde, selbst Obst oder Gemüse anzupflanzen. Dann würden die Leute wieder merken, wie viel Aufwand das eigentlich ist und weniger verschwenden.“


von Marlena Reichle


 

Ideen zur Resteverwertung

  1. Obst und Früchte werden ganz einfach zu Marmelade und Kompott eingekocht.

  2. Brot wird schnell zu Semmelbrösel oder Croutons, aber auch Arme Ritter, Toast Hawaii und Brotchips sind einfach gemacht.

  3. Auch Milch, Joghurt und Sahne lassen sich hervorragend in Kuchen oder Eis verwerten.


 

Sarah Robinson eröffnet diesen September den ersten Unverpackt-Laden in Ansbach. Außerdem ist sie ehrenamtliche Helferin bei der Lebensmittelrettung Ansbach.

Sie kennt zwei einfache Tricks, wie man übrig gebliebenes Gemüse verwerten kann:




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