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Erste Wahl aus zweiter Hand

Aktualisiert: 28. Mai 2020

Die Menschen kaufen immer mehr Kleidung, tragen diese allerdings nur kurze Zeit. Für die Umwelt hat das schwere Folgen. Secondhand-Mode ist eine nachhaltige Alternative zum Konsum neuer Ware.


Sabrina Rodehau ist die stolze Besitzerin des Secondhand-Shops La Cola. Sie möchte eine umweltschonende Alternative bieten.


„Ich bin ja mega in der Thematik, aber das erschreckt mich tatsächlich immer wieder“, sagt Sabrina Rodehau in ihrer Instagram-Story. Vorher postete sie ein Bild von einer Kleiderstange mit rotem Sale-Schild. Jedes der neuen Teile wurde für 1,99 Euro verkauft. Darunter stellte sie die Frage: „Wie geht das?“


Fotos und Videos wie diese sind nicht selten auf dem Instagram-Kanal der 36-Jährigen zu finden. Ihr ist es wichtig, die Menschen für das Thema Konsum zu sensibilisieren. „Die Leute aufzuklären ist meine Mission“, lacht sie. Rodehau führt den Secondhand-Shop La Cola mit jeweils einer Filiale in Fürth und in Ansbach. In beiden Läden lässt sich Rodehaus Stil erkennen: Gemusterte Teppiche, bunte Tapeten, Wandbilder von Blumen und Katzen und natürlich jede Menge Kleidung. Sie verkauft ausschließlich Damenmode, die nach Produktart und Farbe sortiert an den Kleiderstangen hängt. Ordnung und Übersichtlichkeit sind ihr sehr wichtig. „Ich möchte weg von dem muffigen, überfüllten Secondhand-Image“, erklärt sie. Die Fürtherin möchte den Leuten zeigen, dass Kleidung aus zweiter Hand nicht voller Flecken und Löcher sein muss. Es gibt in beiden Läden jeweils einen Bereich, in denen Teile hängen, die entweder einen kleinen Makeln haben, oder sehr schlicht sind. Ansonsten stellt Rodehau nur „Klamotzkis“ aus, die in ihren Augen neuwertig sind.


Bei La Cola wird jedes Kleidungsstück genau auf Flecken, Löcher und kaputte Nähte untersucht.


Wegwerf-Wahnsinn


„Ich verstehe wirklich nicht, warum man sich heutzutage noch neue Klamotten kaufen muss“, meint die 36-Jährige. Ihren Bedarf an Kleidung deckt sie fast komplett über ihre Läden. Nur bei Socken, Unterwäsche und Schuhen greift sie auf Neuware zurück. Dabei achtet sie auf faire und nachhaltige Artikel. „Wir sollten erst nutzen, was wir haben, bevor wir Neues kaufen.“ Hier sieht auch Greenpeace großen Verbesserungsbedarf. Die Umweltorganisation führte 2015 eine repräsentative Umfrage zum Umgang mit Kleidung durch. Allein in Deutschland gibt es etwa eine Milliarde Kleidungsstücke, die zwar gekauft, aber nicht getragen wurden. Beim Aussortieren sind die Deutschen sehr fleißig. Bei der Hälfte der Befragten bleiben Schuhe, Hosen und Oberteile nicht mal ein Jahr im Besitz. Dann landen sie in den meisten Fällen in Sammelcontainern oder direkt im Müll. So werden jährlich allein in Deutschland etwa 1,3 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt. Den Grund hierfür sieht Greenpeace vor allem in der Fast Fashion. So schreiben sie in einem Report: „Weil Mode so günstig ist, ist sie zur Wegwerfware verkommen: Die Trends von heute sind der Müll von morgen.“



Ein Teil der ausrangierten Kleidungsstücke wird in Secondhand-Shops abgegeben. Hier bekommen sie eine zweite Chance.


Fatale Folgen


Durch die stets neuen und immer schneller wechselnden Kollektionen der Modemarken, hat sich die weltweite Textilproduktion laut Greenpeace seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Dadurch steigen die Gefahren für Mensch und Natur. Auch das Umweltbundesamt beschäftigt sich mit dem Thema: Besonders stark sei die Umwelt durch den Anbau und die Produktion der Rohfasern sowie der späteren Textilveredelung belastet. So werden große Mengen an Pestiziden und Düngemitteln bei der Faserproduktion verwendet. Der hohe Wasserverbrauch beim Baumwollanbau führte unter anderem zur Austrocknung des Aralsees in Zentralasien. Das Gewässer umfasste zuvor fast die Fläche Bayerns und zählte zu den größten Binnenseen der Erde. Die Textilveredlung, bei der Stoffe beispielsweise gefärbt oder bedruckt werden, gehört zu den Branchen mit dem höchsten Abwasseranfall. In diesem befinden sich viele, schwer abbaubare Chemikalien, die dann im schlimmsten Fall unbehandelt in die Gewässer gelangen. Das sind nur wenige Beispiele der unzähligen Folgen durch die Textilindustrie.


Greenpeace sieht die Lösung in einer Generalüberholung der Modebranche. Firmen müssten qualitativ hochwertigere Kleidung produzieren, die langlebig und reparierbar ist. Sie sollte von weiteren Personen tragbar und am Ende vollständig kreislauffähig sein. Von den Konsumenten fordert die Organisation, nur zu kaufen, was sie wirklich brauchen und das dann lange zu tragen. Für Sabrina Rodehau liegt die Zukunft in der Secondhand-Mode: „Es ist die einzige Möglichkeit, der Umwelt nicht zu schaden.“



 


von Sophia Schmoldt

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